PorträtsJekaterina Weiner

Die Juristin Jekaterina Weiner setzt sich für ihren Stadtteil in Hamburg ein. „Ich bin der Überzeugung, dass Demokratie Repräsentation braucht.“

Ich war elf Jahre alt, als ich aus Litauen nach Hamburg kam. Meine Eltern und ich wohnten die ersten dreieinhalb Jahre in einer Einzimmerwohnung im Übersiedlerheim im Stadtteil Eidelstedt. Für mich war diese Zeit nicht ganz einfach, da ich anfangs kein Wort Deutsch sprach und niemanden kannte. Mit der Unterstützung der Lehrer an der Gesamtschule Eidelstedt gelang es mir aber, schnell Deutsch zu lernen und Freundschaften zu schließen. Seitdem fühle ich mich mit dem Stadtteil verbunden. Im Jahr 2007 habe ich Abitur gemacht und anschließend Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg studiert.

Den Wunsch Juristin zu werden, hatte ich seit meiner frühen Jugend. Mein Urgroßvater und mein Großvater waren als politische Häftlinge in sowjetischen Lagern interniert. Die Erfahrung von Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit hat meine Familie über Generationen geprägt. Ich bin mit dem Empfinden aufgewachsen, dass ein funktionierendes und unabhängiges Rechtssystem wichtig ist. Heute arbeite ich als Juristin bei einem Hersteller von Windkraftanlagen. Daneben engagiere ich mich ehrenamtlich bei der öffentlichen Rechtsauskunft in Hamburg. Ich berate Menschen in rechtlichen Angelegenheiten, die oft nur ein geringes Einkommen haben oder kaum Deutsch verstehen und deshalb selten Anwälte aufsuchen. Sie sollten auf ihre Rechte nicht verzichten müssen.

Ich wohne immer noch in Hamburg-Eidelstedt. Es ist ein grüner Stadtteil mit Wochenmarkt, fast ein bisschen dörflich. Aber es gibt dort leider auch nur wenig Stadtleben. Viele Gewerbeflächen stehen leer, es fehlt an Angeboten für junge Leute und Familien. Mein Eindruck ist, dass sich die politischen Parteien nicht richtig um die Entwicklung von Eidelstedt gekümmert haben. Deshalb bin ich bei den Bezirkswahlen als Einzelkandidatin angetreten. Ich wollte nicht das Programm einer großen Partei vertreten, sondern mich gezielt für meinen Stadtteil einsetzen. Im Wahlkampf habe ich in Gesprächen gespürt, wie politikverdrossen manche Menschen sind. Umso mehr bin ich der Überzeugung, dass Demokratie Repräsentation braucht.

Ich bin am Ende zwar nicht gewählt worden, habe aber fast 3000 Stimmen bekommen und viele Kontakte geknüpft. Als zugewählte Bürgerin sitze ich mittlerweile doch in der Bezirksversammlung. Eines meiner Ziele ist Car-Sharing nach Eidelstedt zu bringen, um die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Ich möchte ein Vorbild dafür sein, dass man in seinem Umfeld positive Dinge bewirken kan