DSI Regional - Ein Abend der Vielfalt

November 2025

„Eine Frage des Habitus“

Starke Worte von Oberbürgermeister Mike Josef beim „Abend der Vielfalt“ in Frankfurt, ausgerichtet vom regionalen Chapter der Deutschlandstiftung Integration (DSI). Rund 120 Gäste erlebten spannende 90 Minuten, geprägt von inspirierenden Talks und vor allem: von Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben.

Das Schlimmste seien die abstrakten Ängste, erklärte Stadtoberhaupt Mike Josef auf die Frage, was ihm an der Lage in seiner Stadt Frankfurt am Main womöglich Sorgen bereite. Er richte seine Arbeit daher lieber an einem Wertekanon aus, der die Zuversicht in den Mittelpunkt stelle und zeige, dass man vieles erreichen kann, wenn man es selbst in die Hand nimmt. Die vielen DSI-Stipendiatinnen und -Stipendiaten im Raum seien dafür das beste Beispiel. „Ich wünsche mir mehr Zuversicht für Deutschland“, so Josef. „Ansonsten überlassen wir das Feld denen, die spalten wollen.“

Ein Gedanke, den die ehemalige DSI-Stipendiatin Merisa Ferati aufgriff: „Das Gegenteil von Angst ist Vertrauen“, sagte die Psychotherapeutin, die mit ihrem ausdrucksstarken Poetry Slam „Dazwischen“ auf das Phänomen vieler Menschen mit Migrationsbiografie aufmerksam machte – das Gefühl, sich „nie richtig“ zu fühlen, die innere Zerrissenheit zwischen zwei Welten. Das beginne schon in der Schule, wenn alle Kinder nach ihren Hobbys gefragt würden, sie aber die Frage gestellt bekäme: Woher kommst du?

Wie Merisa Ferati wünschte sich auch Annahita Sattarian, ebenfalls DSI-Alumna und Psychologin aus Hamburg, echte Begegnungen auf Augenhöhe – statt bloßer Integration oder gar Assimilation.

Dr. Felix Dörr, Mitglied des zehnköpfigen Gründungsteams der DSI Regionalgruppe Metropolregion Rhein-Main, zeigte sich sichtlich berührt von den Einblicken in die Lebensgeschichten der ehemaligen Stipendiatinnen: „Es ist Teil unserer Bürgerpflicht, diese Menschen nicht nur in Deutschland zu integrieren, sondern ihnen auch den passenden Raum zu geben.“

Einen solchen Raum braucht auch die junge Alisa Hniedo, die kurz nach dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit ihrer Mutter nach Frankfurt geflüchtet war. Seit sie 13 ist, schreibt, komponiert und singt sie ihre eigenen Lieder. Mit 15 wurde sie jäh aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Mit ihrem Song „Svit Illusion“ („World of Illusions“) gab sie beim „Abend der Vielfalt“ einen bewegenden Einblick in das, was sie in ihrer Musik verarbeitet: „Unsere Freunde in Russland haben uns schlichtweg nicht geglaubt, als wir ihnen erzählten, dass am 24. Februar 2022 der Krieg gegen uns ausgebrochen war.“ Heute studiert die 19-Jährige Politik- und Kulturwissenschaften in Mainz und ist Stipendiatin des „Fast Track“-Programms der DSI.

Dass Programme wie diese Gold wert sind, konnte auch Timur Zorlu berichten: Mit dem Stipendium „Geh deinen Weg“ und einem starken Mentor an seiner Seite gründete er das Startup MapleTales, das mit einer entscheidungsbasierten und personalisierten Lese-App Kinder zum Lesen motiviert. Das Forbes-Magazin listete ihn 2024 unter den „30 unter 30“ – den erfolgreichsten jungen Menschen unter 30 Jahren.

Zum Abschluss verkündete Dr. Thomas Gauly, Gründer und Gesellschafter der gemeinnützigen Bundesstiftung, das klare Ziel der DSI: „Wir wollen die Zahl der geförderten jungen Menschen in den nächsten Jahren verdoppeln.“ Dafür brauche es noch mehr Unternehmen und Partner, die sich eine Unterstützung vorstellen könnten – eine klare Investition in die Zukunft, so Gauly.

Fotos: DSI / Jana Kay