Der öffentliche Dienst sollte ein Spiegelbild unserer vielfältigen Gesellschaft sein – und damit als Vorbild für andere Bereiche vorangehen. Doch während dies in vielen Teilen der Wirtschaft längst gelebte Realität ist, finden sich in der Belegschaft der öffentlichen Verwaltung auch im Jahr 2023 nicht alle Gruppen gleichermaßen wieder. Wie der Diversität und Chancengleichheit Survey 2019 zeigt, sind Personen, die der statistischen Kategorie "mit Migrationshintergrund" zugeordnet werden können, gerade im gehobenen und höheren Dienst deutlich unterrepräsentiert.
Mit dem Projekt Vielfalt im Amt (ViA) möchte die Deutschlandstiftung Integration gemeinsam mit kooperierenden Bundesbehörden Impulse dafür setzen, wie eine diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung besser gelingen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, werden dreimonatige bezahlte Hospitationsmöglichkeiten in Bundesministerien und ihren nachgeordneten Stellen angeboten. Daneben sind die wissenschaftliche Begleitung und eine strategische Kommunikationsarbeit zentrale Bausteine des Projektes.
Auswärtiges Amt (AA) | Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) | Bundeskanzleramt (BKAmt) | Die Bundesbeauftrage für Kultur und Medien (BKM) | Bundesministerium der Finanzen (BMF) | Bundesministerium der Justiz (BMJ) | Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) | Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) | Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) | Bundesministerium für Gesundheit (BMG) | Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) | Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) | Bundesverwaltungsamt (BVA) | Deutsche Bundesbank (Bbk) | Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) | Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS)
Seit 2012 verfolgt der Nationale Aktionsplan Integration das Ziel, die diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung voranzubringen. Doch ist eine vielfältige Belegschaft nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Wie die Beschäftigtenbefragung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus dem Jahr 2020 zeigt, können lediglich 12 Prozent der Mitarbeitenden in der Bundesverwaltung der statistischen Kategorie "mit Migrationshintergrund" zugeordnet werden. Dabei liegt der Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bei rund einem Viertel (Westdt.: 29,8 % - Ostdt.: 9,1 %). Bei den Beschäftigten in der Privatwirtschaft sind es sogar über 26 Prozent.
Unterschiede zwischen Mitarbeitenden mit Migrationsbiografie und ohne lassen sich besonders bei der Art der Beschäftigung erkennen. So sind sie im gehobenen Dienst deutlich unterrepräsentierter als in einfacheren Laufbahnen, im Vergleich häufiger befristet angestellt, öfter überqualifiziert, seltener verbeamtet und profitieren weniger häufig von Beförderungen.1
In Anbetracht dieser Zahlen und im Hinblick auf die Schätzung, dass bis zum Jahr 2036 ca. 50 Prozent der aktuell in öffentlichen Verwaltungen Beschäftigten in den Ruhestand eintreten werden,2 zeigt sich der Handlungsbedarf auf Seiten des öffentlichen Dienstes: Im Wettbewerb um die besten Köpfe ist die öffentliche Verwaltung darauf angewiesen, die bislang unterrepräsentierte Gruppe der Menschen mit Migrationsbiografie gezielter anzusprechen.
Politik und Entscheidungspersonen in der Verwaltung sind dazu verpflichtet, der nächsten Generation den Weg zu bereiten und Zugangshürden und Formen der Diskriminierung als solche zu erkennen und zu beheben.
Um Impulse für eine Diversifizierung des öffentlichen Dienstes zu erarbeiten, setzt ViA auf drei wesentliche Bausteine.
Im Zentrum des Projektes stehen dreimonatige Hospitationsmöglichkeiten für Studierende sowie Master- und Bachelorabsolventinnen und -absolventen mit Migrationsbiografie. In diesem Rahmen erhalten die Teilnehmenden – ähnlich wie bei einem Praktikum – einen Einblick in den Arbeitsalltag der obersten Bundesbehörden und sammeln praxisnahe Erfahrungen. Die Hospitation findet an vier Tagen pro Woche statt.
An einem Wochentag sind die Teilnehmenden aktiv in die wissenschaftliche Begleitung des Projektes eingebunden. Diese bildet den zweiten Schwerpunkt von ViA und hat das Ziel, Antworten auf Fragen zu Zugangshürden, der Attraktivität der öffentlichen Verwaltung und einer besseren Erreichbarkeit migrantisierter Menschen zu liefern. Um mit der empirischen Erhebung sowohl die Perspektive der jungen Teilnehmenden wie auch die der Entscheidungstragenden in den Bundesbehörden abzubilden, hat das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) ein multimethodisches Forschungsdesign entworfen.
Die empirischen Erkenntnisse bilden die Grundlage für den dritten Baustein. Praxisnahe Vorschläge sollen Impulse dafür liefern, wie die diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung besser gelingen kann. Diese werden ab Ende der Projektlaufzeit auch weiteren Behörden und interessierten Personen zur Verfügung gestellt.
Alle Projektaktivitäten von ViA werden von einer vielseitigen Kommunikationsstrategie unterstützt. So soll die öffentliche Verwaltung als attraktiver Arbeitgeber zugänglich gemacht werden und auch die Projektteilnehmenden als Multiplikator:innen für ihr direktes Umfeld und ihre Community einbinden. Den Höhepunkt der Kommunikationsarbeit bildet eine Social Media Kampagne, deren Ergebnisse zuteilen auf dieser Seite und auf den Social-Media Kanälen der Deutschlandstiftung Integration einsehbar sind.
Wir stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe mit dem Rest der Welt. Und in Deutschland haben wir bereits Talente mit Migrationsbiografien. Wir müssen diese erkennen und fördern.
Im Rahmen von ViA bietet die Deutschlandstiftung Integration dreimonatige Hospitationsmöglichkeiten in kooperierenden Bundesbehörden an. Die fünfte Ausschreibungsrunde für Hospitationen beginnt im vierten Quartal 2023. Das komplette Angebot an Hospitationsplätzen kann hier aufgerufen werden.
Für die Hosptiationen suchen wir motivierte junge Menschen mit eigenen oder familiären Migrationsbiografien, die die Gesellschaft aktiv mitgestalten möchten.
Neben der Hospitationsmöglichkeit in den Bundesbehörden sind die Teilnehmenden des ViA-Projekts zu 20 Prozent (einen Tag pro Woche) ein ein Begleitprogramm eingebunden, welches aus verschiedenen Vernetzungs- und Förderangeboten besteht. Auch werden mithilfe von Fokusgruppen und Seminaren Erkenntnisse gesammelt, die dazu beitragen sollen, nachhaltige Veränderungsprozesse für die diversitätsorientierte Organisations- und Personalentwicklung anzustoßen und praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Bundesbehörden zu entwerfen.
Wir freuen uns, mit dieser Kooperation die Idee von mehr Vielfalt in den Ministerien weiterzubringen. Egal, ob in Uniform oder in Zivil, wir brauchen die mit den besten Fähigkeiten und Leistungen, aber auch die mit unterschiedlichen Erfahrungen, Ideen und Perspektiven. Am Ende stärkt Vielfalt die Einsatzbereitschaft.
Für eine ViA-Hospitation können sich alle bewerben, die über eigene oder familiäre Migrationserfahrungen verfügen und die die formalen Kriterien für eine Laufbahn im gehobenen oder höheren Dienst besitzen bzw. diese nach ihrem angestrebten Abschluss erfüllen werden. Für den gehobenen Dienst bedeutet das konkret, dass Sie sich im letzten Abschnitt Ihres Bachelorstudiums oder eines vergleichbaren Abschlusses befinden oder dieses bereits abgeschlossen haben. Die Voraussetzung für den höheren Dienst ist ein Master- oder gleichwertiges Studium.
Zudem werden für das Projekt Personen gesucht, die gesellschaftlich engagiert sind und Freude daran haben, kollektive Prozesse aktiv mitzugestalten.
Für die einzelnen Hospitationen können darüber hinaus spezifische Zusatzvoraussetzungen gelten, die Sie direkt in der Einzelausschreibungen finden.
Unsere gesellschaftliche Vielfalt sollte sich auch bei unseren Beschäftigten widerspiegeln. Denn als Bundesverwaltung haben wir nicht zuletzt eine Vorbildfunktion.
Die Bewerbung für eine ViA-Hospitation ist für alle möglich, die die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Dabei erfolgt die Bewerbung explizit für eine der ausgeschriebenen Hospitationsmöglichkeiten über das Online-Formular.
Der Bewerbungsprozess erfolgt in zwei Schritten:
1. Schriftliche Bewerbung über das Online-Formular
Über das Online-Bewerbungsformular können Interessierte ihre schriftlichen Bewerbungsunterlagen, bestehend aus Anschreiben (max. 3000 Zeichen inkl. Leerzeichen), Lebenslauf und relevanten Zeugnissen einreichen. Das Bewerbungsverfahren für die aktuelle Bewerbungsphase ist abgeschlossen. Bitte beachten Sie, dass es im Falle ausgewählter Stellen in Zukunft zu Abweichungen von der offiziellen Datierung des Bewerbungsschlusses kommen kann.
2. Persönliches Auswahlgespräch
Nach Bewerbungsschluss werden alle Unterlagen sorgfältig von der DSI und ggf. Vertretenden der jeweiligen Bundesbehörde gesichtet. Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten erhalten im zweiten Schritt eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch – je nach Infektionsgeschehen findet dieses in der DSI Geschäftsstelle in Berlin oder als Online-Meeting statt. Falls das Gespräch vor Ort durchgeführt wird, übernehmen wir selbstverständlich die anfallenden Reisekosten. Nähere Informationen erhalten Sie zu gegebener Zeit mit Ihrer Einladung.
Eine Bewerbung für ViA ist ausschließlich über das Online-Bewerbungsformular möglich. Der Bewerbungsschluss für die nächste Ausschreibungsphase wird an dieser Stelle bekannt gegeben.
Die Ausschreibungsphase für den nächsten ViA-Durchgang startet im vierten Quartal 2023. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen!
Nein. Hospitationen sind ausschließlich in Vollzeit (40 Stunden/Woche) möglich.
Ja. Sie werden ein Gehalt in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns für Ihre geleistete Arbeitszeit erhalten (40 Stunden/Woche).
Die Arbeitssprache in den Bundesbehörden ist Deutsch. Eine Bewerbung in Englisch ist daher nicht möglich.
Ja. Sie können sich auch auf mehrere Hospitationen bewerben. In diesem Fall füllen Sie bitte das Bewerbungsformular für jede Ausschreibung neu aus.
Nein. Das Programm richtet sich an Studierende und Personen, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Für einzelne Ausschreibungen können allerdings andere Vorgaben gelten. Beachten Sie daher bitte auch die Angaben in den Einzelausschreibungen.
Kontakt:
Für Fragen zu den Hospitationsplätzen und zu ViA stehen Ihnen Maria Bergmann (030 54 70 70 514) und Matthias Dederichs (030 54 70 70 518) gerne telefonisch und per E-Mail über via@deutschlandstiftung.net zur Verfügung.
Die Ausschreibungsphase für das ViA-Programm 2024 mit Start im April läuft bis zum 31. Dezember 2023. Hier finden Sie die Ausschreibungen der aktuellen stellen. Die Bewerbung erfolgt über das Online-Formular.
Wie attraktiv ist der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber? Erfahren Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als migrantisch gelesen werden, in der Verwaltung Diskriminierung? Welche Hürden und Barrieren stehen mehr Vielfalt in der Verwaltung im Weg? Und was muss getan werden, um das Amt der Zukunft diverser und diskriminierungsärmer zu gestalten?
Diese und weitere Fragen hat die Deutschlandstiftung Integration (DSI) mit Forschenden des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) untersucht. Der Forschungsbericht des Projekts „Vielfalt im Amt“ (ViA) wurde am 21. März 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Erkenntnisse aus diesem Bericht haben wir gemeinsam mit Gästen aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft sowie jungen Stipendiat*innen der DSI im Bundespresseamt diskutiert.
An dieser Stelle steht Ihnen der ViA-Forschungsbericht zum Download zur Verfügung.
Zitiervorschlag:
Hannah Arnu, Sabrina Zajak und Annett Gräfe-Geusch (2023): Wie kommt die Vielfalt ins Amt? Diversitätsgestaltung im Bewerbungsprozess. DeZIM Project Report 6, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
DeZIM Project Reports geben die Auffassung der Autor*innen wieder. © Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM e.V., 2023. Alle Rechte vorbehalten.
Für die gelungene Veranstaltung "Wie kommt die Vielfalt ins Amt?" im Bundespresseamt in Berlin (21/03/2023) gilt unser gesonderter Dank den Mitarbeitenden des Bundesprogramms "Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), den Vertreter:innen des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, dem Team des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) sowie im Speziellen:
Herr Steffen Hebestreit - Sprecher der Bundesregierung und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung
Frau Melanie Haas - Leiterin der Abteilung Demokratie und Engagement des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Frau Dr. Małgorzata Peuker-Minecka - Referentin bei Bundeskanzleramt - Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration / Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus
Frau Katarina Niewiedzial - Beauftragte für Integration und Migration des Senats von Berlin
Herr Darius Sultani - Absolvent des Förderprogramms Vielfalt im Amt (ViA) und Alumnus der Deutschlandstiftung Integration
Frau Paulina Olenga Tete - Absolventin des Förderprogramms Vielfalt im Amt (ViA) und Alumna der Deutschlandstiftung Integration
Impressionen aus dem Förderprogramm
Durch das Engagement unserer Stipendiat:innen wird die Vision hinter ViA zur Realität. Sie leisten mit ihrer dreimonatigen Hospitation einen unerlässlichen Beitrag zur interkulturellen Öffnung des öffentlichen Dienstes. Ihre Perspektivenvielfalt ist nicht nur die Basis der wissenschaftlichen Begleitung des Förderprogramms, sie gestalten den Strukturwandel in deutschen Bundesministerien und nachgeordneten Stellen aktiv mit und verleihen ihm ein Gesicht. Im Rahmen unserer Porträtreihe gewähren die Projektteilnehmenden Hyewon Shin, Jawhar Bayoumi, Darius Elahi und Arian Abbasi Einblicke in ihre Erfahrungswelt vor, während und nach ihrer Hospitation. Wir bedanken uns bei allen Interviewteilnehmenden für ihre Initiative und Bereitschaft.
1 Laut der Studie "Kulturelle Diversität und Chancengleichheit in der Bundesverwaltung" der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (Hrsg.) (2020)
2 Laut Mikrozensus, Stand 2016.
3 Laut einer Studie der Charta der Vielfalt, Stand 2016.
Abschließend möchten wir Sie bitten, die allgemeinen Datenschutzhinweise für das Projekt "Vielfalt im Amt - ViA" zur Kenntnis zu nehmen.